Oldtimer Grand-Prix: Opel zeigt Siegertypen aus 111 Jahren Motorsport.

04.08.2014

 

Alte Herren in Topform: Die Grand-Prix-Helden aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg

In der Opel-Werksfarbe Gelb: Die Tourenwagenstars der Sechziger und Siebziger

Rüsselsheim/Nürburg.  Opel und der Nürburgring – das gehört zusammen und hat eine lange Tradition: 1969 kehrte Opel – nach großen Erfolgen in der Vorkriegszeit – in den Rennsport zurück. Der erste Markenpokal, gemeinsam mit dem Automobilclub von Deutschland (AvD) im Rahmenprogramm zum Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring veranstaltet, markiert den Wiedereinstieg der Marke in den Motorsport. Zahlreiche internationale und nationale Titel im Rallye- und Tourenwagensport folgten.

2014 fährt Opel nun erneut am Nürburgring groß auf, und wieder heißt der Veranstalter AvD: Beim 42. AvD Oldtimer Grand Prix präsentiert die Marke mit dem Blitz 17 Sport- und Rennwagen aus 111 Jahren Motorsport. Der älteste ist ein Opel-Motorwagen 10/12 PS des Baujahres 1903, der jüngste ein Corsa OPC der aktuellen vierten Generation. Klassiker aus dem Rundstrecken- und Rallyesport der sechziger und siebziger Jahre wie Rekord C „Schwarze Witwe“, Rallye-Kadett, Manta A Irmscher, Ascona B Gruppe 2 und Kadett C GT/E stellen die Verbindung zwischen dem Vorgestern und Heute her.

Corsa – Generation Sturm und Drang

Während die fünfte Corsa-Generation kurz vor ihrer Weltpremiere auf dem Pariser Salon Anfang Oktober steht, erleben die früheren sportlichen Corsa-Versionen ihren großen Auftritt bereits am Nürburgring. Getreu dem diesjährigen Motto „Corsa, alt und gelb“ sind Corsa A Spider, Corsa A Cup und Corsa A GSi sowie jüngere Modelle wie Corsa C Rallye, Corsa Race Camp und der aktuelle Corsa OPC zu sehen.

Der frontgetriebene, 1982 vorgestellte Corsa A wird von einer spektakulären Studie begleitet: Schon vor der Präsentation des neuen Kompaktmodells im Sommer 1982 machte nämlich der Corsa Spider Appetit auf eine sportliche Variation des Themas. Der als offener Viersitzer ausgelegte Corsa Spider kann mit Karosserieteilen aus GFK in einen Zweisitzer oder sogar in einen Monoposto verwandelt werden. Mit aufgesetzter Kopfstütze für den Fahrer, erinnert er an die Rennwagen der fünfziger Jahre, ist mit seinen ausgestellten Kotflügeln, den Leuchtenbändern in Rauchglas-Optik und der perlmuttweißen Lackierung stilistisch jedoch ein typisches Kind seiner Zeit.

1983 erlebte das Modell Corsa Cup seine Premiere. Im ONS-Opel-Junior-Cup, Nachfolger des 1979 für Hobby-Piloten und Nachwuchs-Rennfahrer eingeführten Kadett-Cup, traten Kadett D und Corsa A gegeneinander an. Der Kadett 1.3 leistete 75, die Corsa Cup-Version 70 PS. 1985 wurden erstmals Rennen und Rallyes gefahren. 100.000 Mark Preisgeld waren im Topf, der Gewinner des Junior Cup erhielt am Jahresende einen Corsa 1.3 S. 1988 erschien das neue Spitzenmodell der Baureihe, der Corsa A GSi mit 1,6 Liter-Motor und 101 PS. 186 km/h schnell war die GSi-Version, die bis 1992, als der Wechsel zum Corsa B erfolgte, im Programm blieb.

Im Jahr 2000 kam der Corsa C auf den Markt. Auf der Motor Show in Essen debütierte im gleichen Jahr der Corsa Super 1600. Der neue Rallye-Corsa wurde von einem 1,6 Liter-16V-Vierzylinder mit 200 PS angetrieben und sollte wie seine Vorgänger bezahlbaren Motorsport auf Asphalt und Schotter ermöglichen.

Seit 2007 ist der Corsa OPC der aktuellen vierten Corsa-Generation erhältlich. Die sportlichste und zugleich extremste Variante des kompakten Corsa D leistet dank eines aufgeladenen 1,6-Liter-Vierzylindermotors 192 PS und steht im Opel-Zelt am Nürburgring in Form eines Corsa OPC und OPC Race Camp für bezahlbaren Motorsport. Als Highlight gibt es den sogar 210 PS starken Corsa OPC Nürburgring Edition im Corsa-Programm.

Alt – Generation Grand Prix- und Rekord-Rennwagen

Drei Rennwagen erinnern an die Anfänge des Motorsports in Rüsselsheim. Der älteste Vertreter basiert auf dem ersten Opel-Motorwagen 10/12 PS des Baujahres 1903. Im gleichen Jahr belegte solch ein Fahrzeug beim Rennen auf der Niederräder Pferderennbahn in Frankfurt in der „leichten“ Klasse II bis 10 PS den ersten Platz. Am Steuer des Siegerwagens von 1903 saß Fritz Opel, sein Beifahrer war der später mit 288 Rennerfolgen berühmt gewordene Opel-Pilot Carl Jörns. Das bei Opel Classic restaurierte Exemplar des weißen 10/12 PS-Rennwagens entspricht voll und ganz dem historischen Vorbild von 1903.

Das zweite Auto ist ein originaler Grand Prix-Rennwagen des Baujahres 1913. Das für seine Zeit hochmoderne Fahrzeug, Vorläufer heutiger Formel 1-Rennwagen, besitzt einen Vierzylindermotor mit vier Litern Hubraum, 16 V-förmig hängenden Ventilen sowie einer obenliegenden Nockenwelle mit Königswellenantrieb.

Nur ein Jahr jünger ist der 12,3-Liter-Renn- und Rekordwagen, der technisch auf dem GP-Wagen von 1913 basiert und ebenfalls über die fortschrittliche Vierventil-Technik verfügt. Mit einem Hubraum von 12,3 Litern markiert das 260 PS starke Einzelstück den Höhepunkt einer Entwicklung: Kein anderes Fahrzeug der Unternehmensgeschichte besitzt mehr Hubraum als jener gewaltige Rennwagen aus dem Jahr 1914, der erst nach dem Ersten Weltkrieg seine Premiereneinsätze erlebte. 1926 zog Opel sich offiziell vom werksunterstützten Motorsport zurück.

Gelb – Generation Rallye und Rundstrecke

Die ersten Schritte zur Rückkehr in den Rennsport erfolgen heimlich. Am 15. September 1968 geht in Zolder in der Gruppe 5 der Spezial-Tourenwagen, ein 150 PS starker Opel Rekord, an den Start. Was niemand weiß: Der Rekord C ist offiziell ohne Wissen des Opel-Vorstands, aber inoffiziell mit größtmöglicher Unterstützung des Unternehmens gebaut worden.

Die Idee eines Renn-Opel stammt von den neuen Designstars Charles „Chuck“ Jordan und Anatole Lapine. Unter Lapines Leitung entsteht der Renn-Rekord im „Advanced Studio“ des Styling Centers. Ziel ist es, Aufmerksamkeit zu erregen und den Blick der Öffentlichkeit auf die neuen, sportlichen Opel-Fahrzeuge vom Schlage eines Rallye-Kadett und Opel GT zu lenken. Basis ist eine zweitürige Rekord C 1700-Limousine, der schwarze Lack und das gelbe „Opel-Auge“ sind Reminiszenzen an den Raketenwagen RAK II aus den Zwanzigern.

Trotz einiger Erfolge darf Opel erst ein Jahr später das erste offizielle Markenrennen veranstalten. Gut 40 Jahre später beginnt in Rüsselsheim die Rekonstruktion der „Schwarzen Witwe“ nach Originalunterlagen.

Die Zukunft des Opel-Motorsports trägt Gelb statt Schwarz. Gelb ist die Farbe der Haustuner Steinmetz und Irmscher, im gelb-schwarzen und gelb-weißen Lackkleid gehen die Rallyeautos aus Rüsselsheim bei der Europameisterschaft und nationalen Championaten auf Asphalt und Schotter an den Start. Sieben von Opel Classic im neuen Fahrerlager des Nürburgrings ausgestellte Fahrzeuge stehen stellvertretend für diese Epoche des Opel-Motorsports.

Der Kadett B macht den Anfang. In den Jahren 1970/71 bot die Firma Klaus Steinmetz in Rüsselsheim ein Tuningpaket für den Kadett Rallye 1900 an; mit einigen Änderungen an Fahrwerk und Innenausstattung sowie dem 106 PS starken Motor des Opel Rekord C Sprint wurde daraus der Rallye-Kadett 1900 Sprint. Der Schwede Anders Kulläng gehörte zu jenen Fahrern, die im Team der schwedischen Opel-Händler auf Opel Kadett B ihre Profikarriere begannen.

Ein anderes Fahrzeug der „Generation Gelb“ aus dem Fundus von Opel Classic ist der Manta A im zeitgenössischen Irmscher-Tuning. Das nach dem Reglement der Gruppe 2 aufgebaute Coupé gleicht jenem Auto, mit dem die beiden Rallye-Profis Rauno Aaltonen und Walter Röhrl 1975 beim 24-Stunden-Rennen von Spa an den Start gingen.

Der ebenfalls ausgestellte Ascona A, technischer Bruder des Manta, ist ein längst legendärer Siegertyp. Auf dem vom Opel Euro-Händler-Team eingesetzten, 206 PS starken Ascona A holten Walter Röhrl und Copilot Jochen Berger 1974 den Rallye-Europameistertitel nach Rüsselsheim und gewannen 1975 bei der Rallye Akropolis den ersten Rallye-WM-Lauf für Opel. Sein Nachfolger im Rallye-Sport ist der Kadett C GT/E, ebenfalls Teil der Rüsselsheimer Sammlung. Dessen gelb-weißes Schwestermodell, das Kadett C GT/E-Coupé, hat eine Karriere in der Deutschen Rallye-Meisterschaft hinter sich, wo Achim Warmbold und Willi-Peter Pitz mit dem seriennahen Fahrzeug in der Gruppe 1 an den Start gingen. Die Erfolge des Kadett C GT/E in der Gruppe sicherten Opel 1976 den 2. Platz in der Marken-WM.

1979 wurde der Kadett vom Ascona B abgelöst, zum zweiten Mal nach 1974 gewann ein Opel-Team bei der Rallye-Europameisterschaft. Souverän sicherten sich Jochi Kleint und Co-Pilot Gunter Wanger nach 17 Einsätzen den Gesamtsieg im Europa-Championat. Das Siegerauto, ein nach dem Reglement der Spezial-Tourenwagen aufgebauter Opel Ascona i 2000 mit 175 PS, bog vom Siegerpodest direkt in Opels historische Sammlung ab. In der Opel Classic-Werkstatt unter Beibehaltung aller authentischen Kampfspuren und Narben aus 17 EM-Läufen auf Asphalt und Schotter restauriert, zeigt sich die Technik des Gruppe 2-Wagens im komplett revidierten Original-Zustand.

Flankiert und komplettiert wird Opels Rallye- und Rundstreckenhistorie durch ein Commodore B GS/E Coupé. Auf einem baugleichen Fahrzeug des Irmscher-Rennstalls gaben Walter Röhrl und Co Jochen Berger 1973 ihr Debüt bei der Rallye Monte-Carlo.