Rüsselsheim. Wenn Walter Röhrl in ein 37 Jahre altes Rallye-Auto steigt, ist Vertrauen angesagt. In die alte Technik, in die Mechaniker, in die Zuschauer und am meisten in sich selbst. Wenn der Motor ordnungsgemäß warmgelaufen ist, geht er gleich aufs Ganze. Er sitzt im originalen Auto, mit dem er 1974 mit seinem Copiloten Jochen Berger die Rallye- WM gewonnen hat. Erster Gang links unten, ganz kurz untersetzt, eine kurze Achse, zack – den Zweiten, der Motor röhrt bei 8500 Umdrehungen, er hat heute 250 PS. Eine Haarnadelkurve, kein Problem bei Tempo 70. Handbremse ziehen und rum.
So geschehen am ersten Nachmittag des von Opel als Hauptsponsor unterstützten historischen Eifel Rallye Festivals beim sogenannten Shakedown in Neichen. Die Streckenführung war auch 2012 ähnlich zum Vorjahr, aber auf Wunsch der Zuschauer und Fahrer mit noch mehr Möglichkeiten zum quer fahren. Außerdem gab es Wasserdurchfahrten, Sprungkuppen und Driftkurven. Denn das ist es, was alle hier sehen wollen. Es muss laut sein, es darf stauben und die Piloten sollen alles geben. So wie früher, als die legendären Kadett Rallye, die Ascona und Manta 400 auf den Rallyepisten der Welt zu Hause waren. Auch viele Privatteams hatten sich Anfang der 70er mit den preiswerten, zuverlässigen und leicht zu tunenden Opel in die Wettbewerbe gemischt. Häufig mit sehr gutem Erfolg. Schließlich hat Opel selbst ja viele gewonnen und jeder konnte bei den Tunern wie Irmscher, Mantzel, Steinmetz oder Bielas erprobte Setups ordern.
Daher ist es kein Wunder, wenn über 30 Prozent der mehr als 150 Teilnehmer in diesem Jahr auf Opel starteten. Immerhin waren 31 Marken, mit 76 verschiedenen Fahrzeugtypen und Piloten aus 13 Nationen angetreten. Schirmherr Walter Röhrl hatte auch dieses Jahr wieder kräftig am Lenkrad gedreht. Aber auch die Schweden Stig Blomqvist und Björn Waldegard oder Armin Schwarz und Harald Demuth hatten sich, neben dem Autogramme schreiben, viel vorgenommen.
So auch Dr. Andreas Scheuer, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Mitglied des Bundestages. Er hielt als Beifahrer von Opel Markenbotschafter Jockel Winkelhock tapfer durch.
Auch in diesem Jahr hat die Slowly Sideways Gruppe um Reinhard Klein mit ihren vielen freiwilligen Helfern wieder alle Trommeln gerührt, um ein tolles Starterfeld nach Daun zu holen. 36 Gruppe-B-Fahrzeuge waren angereist, so viele hat es bisher noch nie auf einer Veranstaltung gegeben. 40.000 Zuschauer hielten Hitze, Staub und plötzlichen Regengüssen stand und applaudierten den vorbeifliegenden Boliden. Allein um diese Strecken abzusperren, mussten viele Ortskundige aus der näheren Umgebung rekrutiert werden. Denn gerade die Spezialprüfungen motivieren die Fans zu teilweise beschwerlichen Anreisen. Auf den zum Teil abenteuerlichen Passagen durch Feld und Flur wurde mit dem Material gekämpft, obwohl es nicht auf Zeit ging. Wer den schönsten Drift zeigte, wer besonders sauber über eine Kuppe sprang und ein authentisches Auto präsentierte, der wurde bewundert und mit etwas Glück prämiert.
Am Samstag stand es dann fest, die Zuschauer hatten per SMS abgestimmt, der Rallye- Bolide mit dem besten Sound der Veranstaltung war ein Opel Ascona 400. Die Eigner Jens Martin und Mathias Rombach wollen auch im nächsten Jahr wieder dabei sein.
Wer den Opel Stand in Daun besuchte, konnte auch diesmal in der Leopoldstraße eine kleine Ausstellung von historischen Rallyeautos aus dem Fundus von Opel Classic sehen. Alle Filme, Bilder und weitere News sowie die Ergebnisse sind unter http://www.eifel-rallye-festival.de/ zu finden.